Elusive
Angeregt von http://www.septemberrave.com/ und ihrem Eintrag vom 01.04. die folgenden Zeilen von mir.

Wow. Das war unglaublich. Ich finde mich so sehr wieder in diesen Worten. Schaue ich zurück auf meine letzten Gedanken, entdecke ich Ungewissheit. Oder ist es Langeweile? Oder gar Bedeutungslosigkeit? Jedenfalls nichts Signifikantes. Erst recht nichts Herausragendes. Was hat es mit den ganzen kleinen Episoden der letzten Zeit auf sich? Welche Geschichte erzählen sie? Was bedeutet sie für mich? Ich bin mittendrin und nicht in der Lage ein paar Schritte zurück zu treten. Doch da muss ein größeres Bild sein. Etwas, das sich offenbart, sobald die Zeit reif ist. Momentan ist dieser Gedanke aber nichts weiter als eine vage Hoffnung. Der Glaube daran, dass jeder Moment uns formt und zu der Person macht, die wir sein wollen. Deshalb schreibe ich nicht über meine Erlebnisse in Deutschland, sondern von der anderen Seite des Planeten. Weil ich mich dazu entschieden habe. Trotz dieses abenteuerlichen Kontexts liegt mein letzter Blogeintrag länger als ein Monat zurück. Was hat es mit dieser Inspirationslosigkeit auf sich? Liegt es nur daran, dass ich über das Schreiben meiner Assignments so ausgebrannt bin, dass ich mich danach nicht mehr in der Lage fühle, Ordnung in meine Gedanken zu bringen? Dabei ist das doch genau der richtige Zeitpunkt. Noch viel wichtiger: Es ist der wichtigste Zeitpunkt. Leben ohne Reflektion ist bedeutungslos. Ich brauche mich nicht zu wundern, dass die Zeit an mir vorbei rast, wenn ich mir nicht die Zeit nehme, inne zu halten und zu Papier zu bringen, was sich zuträgt. Zunächst einmal ist da die Kälte, die ich hasse. Ich wache auf und sie umgarnt mich, sobald ich das Bett verlasse. Dabei ist es nicht einmal Winter. Wo kommt sie nur her? Wer hat sie geschickt? Für eine heiße Dusche kann ich sie auf die Ersatzbank verbannen, doch sie wird eingewechselt, sobald das Handtuch trocknet. Egal wo ich bin, sie findet mich. Wie soll ich mich auch verteidigen, wenn mich die Pflicht an den Rechner kettet und die Heizung mir nur traurige Gesichter schenkt? Oder ist es nur ein beginnender Infekt, der meinen Körper lähmt? Unklare Bedingungen. Nur kalte Symptome. Hände. Füße. Bis sie meinen Kopf lähmt. Wie halte ich sie von meinem Herzen fern?

Was noch? Was schwirrt da noch herum? Anzac Day. Wichtig. Überraschend. Dawn Ceremony. So viele Menschen am heutigen Tag, die sich an die Gefallenen erinnern wollen. Was ist ein früher Morgen schon im Vergleich zu dem Opfer, welches sie erbracht haben? Sehr ergreifend, weil es wichtig ist, der Vergangenheit Raum in der Gegenwart zu geben. Doch weder als als bloßes Objekt der Anbetung, noch als Ziel der Verteufelung. Vielmehr als kritischer Teil der Gegenwart, denn obwohl sie aus der Vergangenheit hervor geht, liegt es doch an uns, daraus eine blühende Zukunft zu machen. So sog ich die Worte in mich auf und fühlte mich als Teil dieser Geschichte, weil das Gefühl des Schmerzes keine Landesgrenzen kennt. Es ist wichtig den Gefallenen zu gedenken und uns daran zu erinnern, dass die hohen Ideale noch immer nicht umgesetzt wurden. In diesem Moment sterben Menschen in dem Glauben daran, die Welt zu einem besseren Ort zu machen. Wo stehe ich in diesem Kampf? Nehme ich überhaupt daran Teil?

Was noch? Menschen. Manche nah. Noch viele mehr ganz fern. Trotzdem eng verbunden mit meinem Herz, was ich nach jedem Skypegespräch stärker empfinde. Ich möchte gar nicht darüber nachdenken, was ich ohne diese einfache Möglichkeit der Kommunikation machen würde. Doch obwohl ich diese Verbundenheit empfinde, vermisse ich die Heimat nicht so sehr, wie mich das Unbekannte reizt. Das ist zumindest ein gutes Zeichen.

Was noch? Musik. Nichts wirklich Neues. Höchstens Neuentdeckungen, weil ich immer wieder Sachen auf meinem Rechner entdecke, von denen ich nicht einmal wusste, dass ich sie habe. The Beatles gehören nicht dazu, weil ich auf sie erst vor kurzem wieder aufmerksam geworden bin. Jedenfalls möchte ich den Beatles kurz danken, weil sie meine Bibliotheksaufenthalte so unterhaltsam begleiten.

Was noch? Filme. Highlight der letzten Woche war definitiv In Bruge. Er hat sich nicht sonderlich spannend angehört, doch die Umsetzung war witzig und kurzweilig. Wer hätte gedacht, dass ein erstes Date so ehrlich sein kann? Und eine langweilige Stadt so unterhaltsam? Will ich aufgrund des Filmes jetzt nach Bruge reisen? Ich möchte es zumindest nicht mehr kategorisch ausschließen.

Was noch? Leere. Gut.


vonny, 28. Apr 09
Tommsen,
bei dir ist es bestimmt viiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiieeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeel besser als hier. und gedanken kann man sich ja bekanntlicher weise überall machen.
eins noch: das heißt "In Bruges" und ist wirklich ein wunder wundervoller Film. seitdem mag ich Colin sehr ;-)
Vonnsen